Strukturen, die die verbandliche Caritas im Bistum Aachen während der Flutkatastrophe aufgebaut hat, haben sich bewährt. Zu diesem Ergebnis kommt Roman Schlag, Fluthilfekoordinator in der Geschäftsstelle des Caritasverbandes für das Bistum Aachen. Die Hilfe der Caritas unterstütze auch über die unmittelbare Fluthilfe hinaus, so Schlag.
Sollte es noch einmal zu so krisenhaften Situationen wie vor bald zweieinhalb Jahren in den Flutgebieten im Bistum Aachen kommen, werde der Diözesancaritasverband darauf achten, die Strukturen sofort wieder hoch zu fahren. Das bedeutet: Sozialarbeiter vor Ort begleiten die Betroffenen. Kollegen aus der Geschäftsstelle des Diözesancaritasverbandes werden Spendenmittel und andere Hilfsgelder verwalten und vor allem auch über die Vergabe von Hilfegeldern entscheiden. Diese Arbeitsteilung habe sich bewährt und werde auch künftig praktiziert, damit die Kolleginnen und Kollegen von vor Ort sich voll auf die Begleitung der Betroffenen konzentrieren könnten.
Schlag sagt, er habe im Verlaufe der Fluthilfe immer wieder beobachtet und berichtet bekommen, dass vielen Fluthilfeopfern unbekannt sei, dass die Caritas auch über die unmittelbare Fluthilfe hinaus helfe. Die Stärke der Caritas und ihrer Fachverbände sei, dass dort auch allgemeine Sozialberatung angeboten werde. So gebe es zum Beispiel Angebote für Kinder und Jugendliche oder Schuldnerberatung. An diese Stellen könnten Betroffene direkt vermittelt werden.
Eine von der Flut Betroffene, die von der Unterstützung durch die Caritas profitiert hat, ist Beate Pickart. Sie wohnt in Stolberg-Ficht. Sie lebt dort im Elternhaus ihres 2020 verstorbenen Mannes. Seit 13 Jahren arbeitet sie bei der Stadt Stolberg als Verkehrshelferin. Schülerinnen und Schülern vom ersten bis zum vierten Schuljahr hilft sie jeden Tag beim Schulweg, eine Aufgabe, die ihr viel Freude macht. An die Nacht der Flut im Sommer 2021 kann sie sich noch genau erinnern. Die größte Flutwelle kam nachts um ein Uhr, unvorstellbar sei das gewesen. Vor allem die Geräusche, die die Wassermassen verursachten, die um das Haus tobten, gehen ihr nicht aus dem Kopf. 48.000 Euro Schaden richtete die Flut an. Das Erdgeschoss des Hauses war stark betroffen. Sie stellte einen Antrag auf Fluthilfe beim Fluthilfezentrum der verbandlichen Caritas in Trägerschaft des SkF Stolberg.
Nora Kaußen-Jensen, Fluthilfeberaterin für die verbandliche Caritas und beschäftigt im Fluthilfezentrum Stolberg des SkF, hat Beate Pickart beraten: bei diversen Anträgen beim Aufbau ihres Haues und wie und wo sie dafür Hilfe bekommen kann, auch Hilfen aus Spendenmitteln, die über Caritas international in die Fluthilfegebiete flossen. An die erste Begegnung mit Beate Pickert erinnert sich die Fluthilfeberaterin noch genau. Diese habe große Angst gehabt und sei sich gar nicht sicher gewesen, ob sie überhaupt in dem durch die Flut in Mitleidenschaft gezogenen Haus bleiben wollte. In den Gesprächen stellte Nora Kaußen-Jensen fest, dass die Witwe von ihrem Gehalt als Schülerlotsin und der Witwenrente nur bescheiden lebt. Also sprachen die beiden über einen Wohngeldantrag. Denn Die Sozialarbeiterin hatte ermittelt, dass der von der Flut Betroffenen Wohngeld zustehe. Das Ergebnis ist nun, dass Beate Pickart Wohngeld bekommt und so einen zusätzlichen Beitrag zu ihrem Einkommen hat. Unterstützungen, die sie ohne den Kontakt zum Fluthilfezentrum des SkF in Stolberg, wohl nie bekommen hätte.
Die Geschichte von Beate Pickart erzählt ein kurzer Film mit dem Titel: "Da sein und bleiben. Die Fluthilfe der Caritas".